“Ich laufe,
Angst,
ich fliehe,
Angst,
sie holt mich ein,
Angst,
sie ist da –
Ich stehe,
Angst,
ich drehe mich um,
Angst,
ich gehe auf sie zu,
Angst,
ich lache,
Angst,
sie ist weg …” (Lukas, 1998, S. 96).
KlientInnen mit einer Panikstörung sind einen längeren Zeitraum durch Überlastungen, einem allgemein erhöhten Stressniveau ausgesetzt. Meist besteht eine Kombination von zwei Arten von Stressfaktoren. Es tritt eine psychophysiologische (körperliche) Belastung (z. B. Allergie, niedriger Blutdruck, Genesung nach einer Erkrankung, Schwangerschaft, Geburt, zu viel Kaffee, etc.) gekoppelt mit einer psychosozialen Belastung (z. B. plötzlicher Todesfall, schwere Erkrankung eines Angehörigen, Verlust durch Scheidung oder Trennung, berufliche Überforderung, Kündigung, usw.) auf (Morschitzky, 2009).
Zu den Hauptsymptomen einer Panikstörung zählen (nach dem ICD-10, “International Classification of Diseases”):
- Wiederholte Panikattacken, die nicht auf eine spezifische Situation oder ein spezifisches Objekt bezogen sind und oft spontan auftreten (d. h. die Attacken sind nicht vorhersagbar). Die Panikattacken sind nicht verbunden mit besonderer Anstrengung, gefährlichen oder lebensbedrohlichen Situationen.
- Eine Panikattacke hat alle folgenden Charakteristika:
a. Es ist eine einzelne Episode von intensiver Angst oder Unbehagen.
b. Sie beginnt abrupt.
c. Sie erreicht innerhalb weniger Minuten ein Maximum und dauert mindes-tens einige Minuten.
d. Mindestens vier Symptome der unten angegebenen Liste, davon eins von den Symptomen 1. bis 4., müssen vorliegen.
Vegetative Symptome:
1. Palpitationen, Herzklopfen oder erhöhte Herzfrequenz
2. Schweißausbrüche
3. fein- oder grobschlägiger Tremor
4. Mundtrockenheit (nicht infolge Medikation oder Exsikkose).
Symptome, die Thorax und Abdomen betreffen:
5. Atembeschwerden
6. Beklemmungsgefühl
7. Thoraxschmerzen und –Missempfindungen
8. Nausea oder abdominelle Missempfindungen (z. B. Unruhegefühl im Ma-gen).
Psychische Symptome:
9. Gefühl von Schwindel, Unsicherheit, Schwäche oder Benommenheit
10. Gefühl, die Objekte sind unwirklich (Derealistion) oder man selbst ist weit entfernt oder „nicht wirklich hier“ (Depersonalisation)
11. Angst vor Kontrollverlust, verrückt zu werden oder „auszuflippen“
12. Angst zu sterben.
Allgemeine Symptome:
13. Hitzewellen/-wallungen oder Kälteschauer
14. Gefühllosigkeit oder Kribbelgefühle.
- Ausschlussvorbehalt: Die Panikattacken sind nicht Folge einer körperlichen Störung, einer organischen psychischen Störung (F0) oder einer anderen psychischen Störung wie Schizophrenie und verwandten Störungen (F2), einer affektiven Störung (F3) oder einer somatoformen Störung (F45) ….. (Dilling & Freyberger, 2016, S. 163f)
Panikattacken dauern meistens nur einen kurzen Zeitraum (einige Minuten bis zu einer halben Stunde). Da die körperliche Symptomatik manchmal im Vordergrund des Beschwerdebildes steht, wurde die Störung früher auch als „Herzneurose“ oder „Herzangstsyndrom“ beschrieben. Drei sehr belastende Körpersymptome, wie Herz-klopfen/-rasen, Erstickungsgefühl und Schwindel, die für das immer wiederkehrende Angstgefühl einer Panikstörung typisch sind, lassen KlientInnen in Folge ein Kran-kenhaus aufsuchen oder den Notarzt rufen. Manches Mal ähneln die Beschwerden einem Herzinfarkt oder Asthmaanfall. Es können aber auch die psychischen Symptome wie Angst vor Kontrollverlust, Vernichtungsgefühle und Todesangst sehr präsent sein (Paulitsch, 2009).
Behandlungsmöglichkeiten – was hilft dagegen?
Neben der Verabreichung von Psychopharmaka, wie beispielsweise
- selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer SSRIs (z. B. Citalopram, Escitalopram, Paroxetin, Sertralin)
- Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer SNRI (z. B. Venlafaxin)
- trizyklische Antidepressiva TZA (z. B. Clomipramin)
- in Ausnahmefällen zeitlich begrenzt Benzodiazepine (z. B. Lorazepam) (Bandelow et al., 2014)
wird eine Behandlung mit Psychotherapie empfohlen. Besonders humanistische Therapieschulen (z. B. Psychodrama) eignen sich dafür.
Zu Beginn einer Psychodrama Psychotherapie ist Stabilisierung notwendig, wofür die Beziehungsgestaltung zwischen Therapeutin und Klientin wesentlich ist. Gelingt diese und stellt sich Wohlbefinden beim Betroffenen ein, ist die Basis für eine Zusammenarbeit geschaffen. Mit Hilfe einer speziellen Diagnostik werden die vorhandenen Fähigkeiten und Ressourcen der Klientin herausgefunden, um diese für die Therapie nutzbar zu machen. Durch das Erlernen von körperbezogenen Interventionstechniken wie, z. B. Atemtechniken, Beruhigungs– und Entspannungsübungen, usw. wird die Selbstwirksamkeit gefördert.
Ebenso eignet sich in der Behandlung von Panikattacken eine Psychodramatechnik, die eigentlich zum Stabilisieren traumatischer Menschen vorwendet wird: die Etablierung eines Sicheren Ortes. Dieser soll helfen, die durch das Trauma verlorengegangene Sicherheit für die Patientin/den Patienten wiederherzustellen (Sachsse & Reddemann zit. nach Stadler, 2002).
Es wird auf diese Technik eingegangen, da KlientInnen mit Panikstörungen in schweren Fällen mit Vernichtungsgefühlen und Todesangst symptomatisch zu kämpfen haben (Paulitsch, 2009). Um ihnen ein Stück weit die Angst davor zu nehmen und das Gefühl der Kontrolle über ihren Körper und ihre Gefühle wieder zu geben, wird diese Technik auch als ressourcenorientiert und sicherheitsgebend erachtet.
Reddemann (2013) lädt durch das Abfragen der Sinnesqualitäten ein, das innere Bild des sicheren Ortes leichter abrufbar zu machen. Sie leitet dies folgendermaßen ein:
…. Prüfen Sie, ob Sie sich dort mit allen Ihren Sinnen wohl fühlen. Prüfen Sie zuerst, ob das, was Ihre Augen wahrnehmen, angenehm ist für die Augen. Wenn es noch etwas geben sollte, was Ihnen nicht gefällt, dann verändern Sie es … Nun überprüfen Sie bitte, ob das, was Sie hören, für Ihre Ohren angenehm ist … Wenn nicht, verändern Sie es bitte so, dass alles, was Ihre Ohren wahrnehmen, angenehm ist … Ist die Temperatur angenehm? …. Kann Ihr Körper sich so bewegen, dass Sie sich damit ganz wohl fühlen, und können Sie jede Haltung einnehmen, in der Sie sich wohl fühlen? …. Sind die Gerüche, die Sie wahrnehmen, angenehm? …. [Hervorhebungen von Reddemann] (Reddemann, 2013, S. 45)
Im Einzelsetting werden in der Angst-Therapie ebenso Geschichten und Metaphern eingesetzt. Diese sind somit auch bei Panikstörungen anwendbar. Zwei Beispiele dafür könnten sein:
Die Angst als ungeschickte, helfende Person: Jeder kennt Menschen, die einem unbedingt helfen wollen, deren Hilfe aber mehr belastend als unterstützend ist. So ähnlich könnte es auch mit der Angst sein. Ein Beispiel kann die Anstellung eines Raumpflegers sein, der ungefragt Kleinmöbel und Spezialputzmittel anschafft, Dinge bei der Reinigung ruiniert, zur Reparatur ohne Absprache externe Firmen beauftragt und die Rechnung zuhanden der Eigentümerin/des Eigentümers ausstellen lässt, usw. (Grimmer, 2007).
Die Angst als Regenschirm: Gepäck wird als Metapher für die mitgebrachte Angstbereitschaft benutzt. Die Angst selbst wird als Regenschirm vorgestellt. Es ist gut, ihn zu haben, aber auch fein, ihn nicht benutzen zu müssen (Chalupsky, 2012).
Eine der wesentlichen Techniken bei Panikattacken, die ich selber auch immer wieder gerne anwende, in der Psychodrama Psychotherapie ist der Dialog mit der Angst mithilfe der Technik des Rollenwechsels. Dabei wird der/die KlientIn angeleitet sich ein Symbol (intraintermediäres Objekt) für sich, beispielsweise einen Sessel für die eigene Person zu nehmen (Grimmer, 2007, S. 31). Ebenso wird ein für die Angst gewähltes Symbol auf der Bühne platziert. Ziel ist die szenische Darstellung eines Dialogs zwischen der Person und der Angst (Grimmer, 2007). Diese Schritte der Inszenierung ermöglichen die Angst von außen zu betrachten, eine innere Distanz zu dem Gefühl zu bekommen und die Veränderbarkeit der Angst zu sehen (Chalupsky, 2012).
Es gibt noch viele weitere Psychodrama Techniken die sich in der Behandlung von Panikattacken eignen, in diesem Blog allerdings nicht mehr angeführt werden.
Ich der Behandlung von Panikattacken verfüge ich ein großes Therapierepertoire, weshalb ich mich über Ihre Kontaktaufnahme sehr freue.
Video Angst und Panikattacken loswerden (Univ. Prof. Dr. Reinhard Haller)
Literaturempfehlungen
Hüther, G. (2009). Biologie der Angst. Wie aus Streß Gefühle werden (9. Auflage). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Morschitzky, H. (2009). Angststörungen. Diagnostik, Konzepte, Therapie, Selbsthilfe (4. Auflage). Wien: Springer-Verlag.
Morschitzky, H. (2015). Endlich leben ohne Panik. Die besten Hilfen bei Panikattacken. Munderfing: Fischer & Gann Verlag.
Reddemann, L. (2013). Imagination als heilsame Kraft. Zur Behandlung von Traumafolgen mit ressourcen-orientierten Verfahren (17. Auflage). Stuttgart: Klett-Cotta.
Quellen
- Videoquelle YouTube
- Bildquelle pixabay.com